1708 erwarb Carl von Fircks (1667–1746), Burgherr von Kandava (Kandau), oberster Schlossherr von Kuldiga (Goldingen), Oberburggraf sowie oberster Ratgeber und Gutssteuereinnehmer des Herzogs von Kurland und Eigentümer der Landgüter Nurmuiža (Nurmhusen), Okte (Okten) und Šķēde (Scheden), das Gut Dunalka (Dubenalken). Später vererbte er es seinem Sohn Carl Lebrecht von Fircks (1710–1788).
1737 nahm Carl Lebrecht im Alter von 27 Jahren Anna Maria von Behr (1712–1780) aus der angesehenen deutschbaltischen Familie von Behr zur Frau. Sie gebar 1738 ihr erstes und, wie sich später herausstellen sollte, auch letztes Kind, Carl Ulrich von Fircks (1738–1816). Wahrscheinlich ließ Carl Lebrecht zu Ehren genau dieses Ereignisses die stattliche, massive Eichentür anfertigen, die von einer Seite mit Eisenblechplatten beschlagen ist, die mit geschmiedeten Nägeln am Holz befestigt sind.
An der linken oberen Seite der Tür ist das Wappen der Familie von Fircks in das Eisen geprägt, mit Carl Lebrechts Namen darüber. Daneben, an der rechten Seite, ist das Wappen der Familie von Behr mit dem Namen seiner Frau Anna Maria zu sehen. Unter den beiden Familienwappen ist im Zentrum der Tür ‘AИИO 1738’ geschrieben – das Geburtsjahr des Sohnes Carl Ulrich. Diese Tür wurde im älteren Teil des Herrenhauses von Gut Dunalka aufgestellt – im zweistöckigen Turmgebäude aus dem 17. Jahrhundert, an das in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts ein zweistöckiger Korpus angebaut wurde und im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts ein neuer Eingangsportikus.
Möglicherweise war die Anfertigung solch eines dekorativen und gleichzeitig funktionalen Gegenstands zu bedeutenden Familienanlässen eine Familientradition, denn im Besitz des Schlossmuseums Rundāle befindet sich auch ein 1719 gefertigter, bemalter Holzschrank, der in zwei Türfüllungen die Wappen der Familien von Carl Lebrechts Großeltern zeigt – das Wappen der Familie von Fircks mit dem Namen des Großvaters Carl und das der Familie von Bistram mit dem Namen der Großmutter Gertrude Margaretha von Bistram (um 1672–1734). In die übrigen Türfüllungen sind Landschaften mit weißen Herrenhäusern gemalt, möglicherweise den in Familienbesitz befindlichen Landgütern.
Nach der Gründung des unabhängigen lettischen Staats wurde das Gut Dunalka im Zuge der Agrarreform enteignet und die Ländereien neuen Eigentümern zugeteilt. Dabei wurde der Kornspeicher des Guts zum „Volkshaus“ umfunktioniert und im alten Herrenhaus die Gemeindeverwaltung eingerichtet. Von all ihren ehemaligen Landgütern blieb nur das Gut Firkspedvāle (Fircks-Pedwahlen) in Besitz der Familie von Fircks. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts verbrachte Theodor Alexander Lackschewitz (1894–1988) die Tür vom Gut Dunalka in das Gut Firkspedvāle – der Vater seiner Frau Baronin Hildegard von Fircks (1907–1959), Wolfgang (Wolf) von Fircks (1874–1951), war der letzte Eigentümer des Guts Firkspedvāle, bevor die Familie 1939 nach Deutschland zurückkehrte. Die Gemeindeverwaltung Dunalka war bereit, diese alte Tür gegen eine neue einzutauschen, die sie dann auch erhielt.
Im Zuge einer Expedition durch den Kreis Sabile (Zabeln) wurde die Tür 1965 vom Gut Firkspedvāle in das Schlossmuseum Rundāle überführt.
Sie war in relativ gutem Zustand erhalten geblieben. Obwohl die Metalloberflächen von einer gleichmäßigen Rostschicht überzogen waren und einige Wappenelemente sowie zum Teil auch die Aufschrift ‘AИИO 1738‘ sich aufgelöst hatten, waren die Abdrücke der verschwundenen Elemente und die Befestigungslöcher gut auf den Eisenblechplatten zu erkennen. So konnten die verlorenen Elemente erfolgreich rekonstruiert und der historische Gegenstand restauriert werden.
Die mit den Wappen der Familien von Fircks und von Behr verzierte Tür ist in der Dauerausstellung „Stein- und Metallschmiedearbeiten in Lettland“ im Sockelgeschoss des Schlossmuseums Rundāle zu sehen, der bemalte Schrank in der Ausstellung „Von der Gotik bis zum Jugendstil“.
Verfasser: Jānis Lasmanis,
Restaurator der Abteilung für wissenschaftliche Restaurierung des Schlossmuseums Rundāle
09.09.2021