In den Zeiten, als die alltäglichen Mahlzeiten über einer offenen Feuerstelle zubereitet wurden, benutzte man in jedem Haushalt Utensilien und Vorrichtungen zur Erleichterung dieses Prozesses. Anfänglich wurden diese aus Holz gefertigt, später aus Eisen. Ein bedeutender Gegenstand in der Küche war die Vorrichtung, an der man den Kessel aufhängte.
Die einfachste Variante waren Herdketten – einfache, in einen im Schornstein über der Feuerstelle befestigten Balken eingehängte Ketten mit einem S-förmigen Haken, welcher mit einem Ende in eines der Kettenglieder eingehängt wurde und mit dem anderen den Kessel hielt. Die Höhe des Kessels über dem Feuer wurde verändert, indem man den S-förmigen Haken in ein höheres oder tieferes Kettenglied einhängte.
Kompliziertere Topfhalter nennt man Kesselhaken. Diese unterscheiden sich nach ihrer Konstruktion – es gibt hängende und eingebaute Kesselhaken.
Die hängenden Kesselhaken wurden, genau wie die Herdketten, in einen Balken im Schornstein eingehängt. Der obere Teil bestand aus einer oben halbkreisförmig gebogenen Eisenstange oder einem an der Stange befestigten Ring (damit wurde die Vorrichtung entweder mithilfe eines S-förmigen Hakens oder eines im Balken befestigten Hakens in den Balken eingehängt). Am unteren Teil der Stange wurde ein beweglicher Führungshaken befestigt, durch den ein Flacheisen verlief, dessen äußerer Rand wie eine Säge mit Zähnen versehen und dessen unteres Ende aufgebogen war. Das bezahnte Flacheisen mit dem daran aufgehängten Kessel konnte einfach nach oben oder unten bewegt werden, wobei der Führungshaken in einen der Zähne eingehängt und somit die Höhe des Kessels über dem Feuer entsprechend eingestellt wurde.
Wohlhabendere Hausbesitzer brauchten etwas Besseres als den einfachen Kesselhaken, da die Herde größer und die Feuerstellen breiter waren, was einen praktischeren und sichereren Ort für die Zubereitung erforderte. Als Alternative für die hängenden Kesselhaken begann man, eingebaute und schwenkbare Kesselhaken zu verwenden. Diese waren in einem rechten Winkel konstruiert. Zur Erhöhung der Traglast wurde eine diagonale Stütze zwischen der horizontalen und der vertikalen Stange eingefügt. Der vertikale Teil wurde (ähnlich Türscharnieren) mit an der Wand angebrachten Eisenlaschen befestigt, damit man den Kesselhaken schwenken konnte. An der horizontalen Stange hängte man ein Flacheisen mit gebogenen Enden auf. Da dieses nicht befestigt, sondern nur aufgehängt war, konnte man es entlang der horizontalen Stange verschieben. An dessen unterem Haken hängte man den Kessel auf. Bei moderneren Ausführungen waren in den unteren Teil des Flacheisens untereinander mehrere Löcher gebohrt, in welche man einen S-förmigen Haken mit dem Kessel einhängen konnte. So wurde es auch möglich, die Höhe des Kessels über dem Feuer zu verändern.
Die schwenkbaren Kesselhaken waren viel praktischer als die hängenden, da die Kessel außerhalb der Herdstelle aufgehängt und befüllt werden konnten. Erst danach wurde der fertig zubereitete Topf über die Feuerstelle geschwenkt. Auch das Herausnehmen des Kessels wurde wesentlich sicherer und leichter, da der Kesselhaken ohne große Mühe aus dem Feuer geschwenkt werden konnte. Die Vorteile der schwenkbaren Kesselhaken sind besonders im Umgang mit großen und schweren Kesseln deutlich zu spüren.
Die im 17. und 18. Jahrhundert hergestellten Kesselhaken zeigen, dass die Schmiede nicht nur an Verbesserungen der Konstruktion arbeiteten, sondern auch begannen, sich künstlerisch auszudrücken. Die Kesselhaken wurden mit verschiedenen dekorativen Elementen ergänzt und mit Ornamenten verziert, etwa Blüten-, Blatt- und anderen Motiven.
Seit Mai 2018 ist im Schlossmuseum Rundāle die Dauerausstellung über antike Küchen zu sehen. Die Idee dazu entstand schon vor langer Zeit und die Vorarbeiten für die Ausstellung dauerten mehrere Jahre – bereits im Museumsbestand befindliche Küchenutensilien wurden erfasst und es wurde überlegt, welche für eine möglichst vollständige Darstellung noch nötig wären. Die fehlenden Ausstellungsstücke wurden unablässig gesucht und beschafft. Derzeit sind in der Ausstellung nicht nur die genannten Herdketten und Kesselhaken zu sehen, sondern auch Feuerholzhalterungen, Spieße, Blasebälge, verschiedene Töpfe, Pfannen, Geschirr, Durchschläge, Schöpfkellen und viele andere für die Essenszubereitung notwendige Gegenstände.
Die Ausstellung und eine Präsentation über antike Küchen ist kostenlos im Erdgeschoss des Schlossmuseums Rundāle zu sehen.
Autor: Jānis Lasmanis,
Restaurator der wissenschaftlichen Restaurationsabteilung des Schlossmuseums Rundāle
03.06.2019