In der Sammlung des Schlossmuseums Rundāle befinden sich mehrere Ofenfragmente des Guts Appricken, die zu Betrachtungen über das prachtvolle Interieur des Guts und dessen Erbauer Christoph Friedrich von der Osten-Sacken (1697–1759) verleiten. Das Herrenhaus des Guts wurde zwischen 1742 und 1745 erbaut. In das Fronton auf der Hofseite ist das Wappen der Allianz Osten-Sacken und Korff eingearbeitet, denn die erste Ehefrau des Landhofmeisters war Catharina von Korff (1700–1742).
Im Fronton auf der Gartenseite befand sich das Wappen seiner zweiten Frau, Juliana Louise von den Brincken, doch dies wurde entfernt, als in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Veranda gebaut wurde. Ein auf dem Dachboden gefundenes Fragment des Simses ist jetzt im Schlossmuseum Rundāle zu sehen. Von 1740 bis 1758 war Christoph Friedrich von der Osten-Sacken Regent des Herzogtums Kurland und Semgallen, und vermutlich entspricht die prachtvolle Verzierung mit den bemalten Danziger Öfen und den intarsierten Türen seiner hohen Position.
Für einen der Öfen konnten die Meister mithilfe von Analogien bestimmt werden. Die größte Ähnlichkeit besteht mit den Öfen auf Schloss Chambord, die der französische Marschall Moritz von Sachsen 1748/1749 beim Danziger Töpfermeister J.M. Schmidt in Auftrag gab. Von 1725 bis 1733 verbrachte der polnische König Stanislaus I. Leszczyński sein erstes Exil auf Schloss Chambord, von 1748 bis 1750 lebte dort Moritz von Sachsen.
Drei Öfen des Guts Appricken – ein weißer und zwei bemalte, die in den Beschreibungen des Denkmalrats als holländische Kachelöfen bezeichnet werden – wurden 1935 in die nationale Liste geschützter Denkmäler aufgenommen. 1940 erlaubte der Denkmalrat, diese auf Bitte des Gemeindeältesten von Apriķi abzubauen und nach Riga zu transportieren, weil sie nicht mehr in der Lage seien, die im Gut eingerichteten Unterrichtsräume zu beheizen. Die Ofenfragmente, die das Schlossmuseum Rundāle 1981 erhielt, waren diese vom Denkmalrat empfangenen Kacheln, die bis dahin im ethnografischen Freilichtmuseum aufbewahrt worden waren.
Ein Ofen aus Kacheln in Standardgröße (29,5 x 22,5 cm), die von kobaltblau gemalten Szenen im Relief mit dekorativem Rahmen geschmückt werden, ist analog zu dem Ofen auf Schloss Chambord. Eine Ähnlichkeit ist nicht nur bei der Bemalung der Korpuskacheln zu erkennen, sondern auch bei den Eckkacheln mit spezifischem dekorativem Relief. Das für diese Art von Ofen typische Relief in schwarz glasierter Ausführung war auch im Haus in der Stūrmaņu Straße in Liepāja zu finden. In Anbetracht des Größenunterschieds ist es möglich, dass die in Danzig gefertigten Kacheln dem kurländischen Töpfer als Vorlage dienten.
Die Öfen des zweiten Typs waren aus flachen Kacheln größeren Formats (41 x 32 cm) gefertigt – einer mit kobaltblauen, der andere mit manganpurpurfarbenen Bemalungen, die Szenen mit Menschen in einer mit Blumen verzierten Kartusche darstellen.
Beide Ofentypen sind auf den Fotografien von 1931 zu sehen. Es sind zweistöckige Öfen mit gebrochenem Sims und Fronton, gekrönt von einer prominenten Kuppel; im Zentrum des oberen Stocks befindet sich eine Nische. Die Öfen stehen auf tierpfotenförmigen Füßen. Charakteristisch für die Bemalungen ist eine künstlerische Ausführung mit Schattierungen und feinen Konturen. Die kobaltfarbenen Bemalungen stellen Jagdszenen dar, die manganfarbenen wiederum Szenen des Zusammenlebens oder Allegorien.
Zwei Arten von Eckkacheln mit weißem Baluster
Als einzelne Funde aus einer früheren Zeit sind kleine (22 x 18 cm), schwarz glasierte, reliefierte Eckkacheln mit einem weißen, profilierten Baluster erhalten geblieben. Ein ähnliches Relief und ein Eckkachelbaluster hatte auch der Ofen mit manganvioletter, verschwommener Maserung. Ein Fragment davon ist in der Ausstellung „Von der Gotik bis zum Jugendstil“ im Schloss Rundāle zu sehen. Dort ist auch eine einfache, schwarz glasierte Ofenkuppel mit weißen, blau marmorierten Volutenelementen zu betrachten. Diese Fragmente fanden Museumsmitarbeiter 1974 bei einer Expedition auf den Dachboden des Herrenhauses von Gut Appricken.
Im Herrenhaus des Guts Appricken befindet sich derzeit ein zweistöckiger Ofen aus schwarz glasierten Reliefkacheln. Er hat weiße, marmorierte Profilleisten und einen ebensolchen Sims sowie ein bemaltes Fronton und eine Kuppel. Eine andere Variante eines schwarz glasierten, reliefgekachelten Ofens mit weißen Profilleisten, Fronton und Kuppel ist auf dem Foto von 1931 zu sehen. Mitarbeiter des Schlossmuseums Rundāle bauten 1985 die Überreste eines ähnlichen schwarzen Ofens und ein blau bemaltes Frontonfragment ab und verbrachten diese in das Museum.
Auf den Fotos ist im Saal des Herrenhauses von Gut Appricken ein zweistöckiger Ofen aus weiß glasierten Reliefkacheln mit Nische, Sims, Fronton und Kuppel zu sehen. Mehrere Fragmente dieses Ofens kamen zusammen mit den bemalten Kacheln in den Besitz des Schlossmuseums Rundāle: ein Fragment des Oberteils der Nische mit dem reliefierten Kopf eines älteren Mannes, ein Fragment des gebrochenen Frontons, einzelne Korpuskacheln und Profilleisten. Bei der Expedition 1985 wurde auch die Ecke einer schmalen Leistenkachel gefunden. Die rechteckigen, verzierten Reliefrahmen der Korpuskacheln sind bei dem schwarzen und dem weißen Ofen gleich, die Reliefornamente der Eckkacheln unterscheiden sich. Datierung – 4. Viertel des 18. Jahrhunderts.
Eckkacheln der schrägen Ecke des schwarzen Ofens mit unterschiedlichem ornamentalem Relief.
Karl Christoph von der Osten-Sacken (1721–1790) gehörte das Gut von 1759 bis 1790, als der Besitz nach der Heirat seiner Tochter Juliane Katharina (†1805) auf Christopher von Korff (1738–1811) überging. Nach Juliane Katharinas Tod im Jahr 1805 wurde der Besitz unter Major Christopher von Korff, seinem Sohn und seiner Tochter aufgeteilt. Karl Alexander erhielt das Gut Appricken.
Bei der Expedition 1984 wurden noch einzelne nicht glasierte Kacheln von Öfen aus einer anderen Zeit gefunden, die Ende des 18. Jahrhunderts hergestellt wurden. Die Korpuskachel mit gerader Zylinder-Reliefeinrahmung wurde zur Ausbesserung des weißen Ofens im Saal verwendet. Mehrere Friese und Simskacheln aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts könnten aus der Zeit Karl Alexander von Korffs erhalten geblieben sein.
Zwei Arten von Ofenfrieskacheln
Im Jahr 1852 kaufte August von der Recke das Gut Appricken. Danach wechselte es oft den Besitzer: 1857 verkaufte Emilie von Stromberg das Gut an Baron Reinhold von Nolde, 1892 wurde es von Eberhard Berens von Rautenfeld (1822–1895) gekauft, im Jahr 1900 kauften es Georg von Puttkamer und Stephan Vereščak von Anna von Schoultz-Ascheraden. Seit 1901 gehörte das Gut der späteren Frau des finnischen Marschalls Carl Gustav Mannerheim, Anastasia Arapowa, die es 1912 an Max von der Osten-Sacken verkaufte. Diesem wiederum gehörte das Gut Appricken bis zur Agrarreform der Republik Lettland.
Autor: Lauma Lancmane
20.05.2024