Das Ensemble des Schlosses Rundāle umfasst 85 Hektar. Dazu gehört ein zehn Hektar großer Französischer Barockgarten – der beachtlichste historische Garten im Baltikum –, der dieses Jahr für den „Europäischen Gartenpreis 2021“ nominiert ist. Der Preis wird in drei Kategorien verliehen: „Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens“, „Schutz oder Entwicklung einer Kulturlandschaft“ und „Design oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“. Insgesamt gibt es neun Nominierungen, die von zwölf internationalen Jurymitgliedern ausgewählt wurden.
Der Französische Garten des Schlosses Rundāle ist in der Kategorie „Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ nominiert. In dieser Kategorie sind auch europäische Anlagen wie Lowther Castle & Garden (Penrith, Großbritannien) und der Garten Marqueyssac (Vésac, Frankreich) nominiert. In jeder Kategorie werden ein 1. Preis und zwei 2. Preise vergeben. Die Gewinner des „Europäischen Gartenpreises 2021“ werden am 9. September 2021 bekanntgegeben, die Preisverleihung ist für den 10. September auf Schloss Dyck in Jüchen (Deutschland) geplant.
Der Schlossgarten wurde zeitgleich mit dem Bau von Schloss Rundāle (1736–1740) nach einem Entwurf des Architekten Francesco Rastrelli von 1735/1736 angelegt. Hauptverantwortliche für die Arbeiten waren die Brüder und Gärtner Christopher und Michael Weiland. Unter den neuen Besitzern des Schlosses wurde der Französische Garten entgegen der Modetendenz des 19. Jahrhunderts nicht in einen englischen Landschaftspark verwandelt, und dessen ursprüngliche Planung blieb über die Jahrhunderte erhalten. Alleen und Hecken wurden bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nach barocken Gartentraditionen gepflegt und beschnitten. Aus diesem Grund konnte der Barockpark nun nahezu originalgetreu wiederhergestellt werden.
Der Plan für die Erneuerung des Parks wurde 1975/1977 von Gestaltern des Instituts „Giproteatr“ in Leningrad (heute Sankt Petersburg) erarbeitet. Ab 1976 wurden die verwilderten Bäume gefällt, 1978 der erste Weg angelegt, und 1984 die erste Linde der Allee gepflanzt. So wurde der Französische Garten nach und nach möglichst nah am Entwurf Rastrellis erneuert.
Bei der weiteren Entwicklung des Geländes von Schloss Rundāle werden die von Rastrelli entworfenen Lustwandelboskette im Waldpark angelegt und erneuert. An der Stampflehmmauer auf der Nordostseite des Schlosses befand sich einst das Gewächshaus des Herzogs. Dieses historische Gebäude soll neu errichtet werden, um dort Setzlinge zu züchten und im Winter exotische Pflanzen zu lagern.
In der Nominierung des Schlosses Rundāle ist angemerkt: „Die umfassende und fachgerechte Restaurierung von Lettlands einzigartigem Barockgarten war ein kompliziertes Unterfangen, das viel von der Hingabe und der Arbeit der Museumsmitarbeiter und Freiwilliger abhängig war.“
Der universelle Wert der Gebäudeanlage von Schloss Rundāle ist untrennbar mit dem Erhalt der Authentizität verbunden, der durch die Pflege der Gebäude und des Geländes entsprechend den Anforderungen des Kulturerbeschutzes sichergestellt wird.
Der „Europäische Gartenpreis“ wird vom Europäischen Gartennetzwerk und der Stiftung Schloss Dyck vergeben. Das Europäische Gartennetzwerk (European Garden Heritage Network, EGHN) wurde 2003 in Nordrhein-Westfalen gegründet. Es bietet verschiedene Dienstleistungen an, fördert das Interesse internationaler Gartenliebhaber für Parks und Gärten in den Partnerländern und ist eine fachlich anerkannte, kompetente und attraktive Partnerorganisation für den professionellen Austausch und die Zusammenarbeit bei unterschiedlichen Projekten, die über 200 Partner in 15 europäischen Ländern umfassen. Die Stiftung Schloss Dyck wurde 1999 auf Schloss Dyck in Jüchen gegründet, um dieses als Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsdesign zu erhalten und entwickeln.
Der „Europäische Gartenpreis“ wird seit 2010 verliehen; bis 2019 wurden 93 Gewinner aus 15 Ländern geehrt. Unter den Preisträgern sind UNESCO-Weltkulturerbestätten wie das Schloss und der Park Monserrate in Sintra (Portugal), das Kloster Lorsch (Deutschland), das Schloss Peterhof in St. Petersburg (Russland), die königlichen botanischen Kew Gardens (Großbritannien) und das Schloss Chaumont mit seinem Internationalen Gartenfestival (Frankreich). Auch Organisationen haben den Preis erhalten, so etwa die Royal Horticultural Society (Großbritannien) und Städte wie Malmö (Schweden), Kopenhagen (Dänemark) und Köln (Deutschland), die sich stark für eine nachhaltige und umweltfreundliche Stadtentwicklung und Klimaanpassung einsetzen.
Die Anwärter auf den Europäischen Gartenpreis werden von einer internationalen Jury bewertet, zu der aktuell Kerstin Abicht (Deutschland), Roswitha Arnold (Deutschland), Ed Bennis (Großbritannien), Lieneke van Campen (Niederlande), Gunnar Ericson (Schweden), Jacob Fischer (Dänemark), Davorin Gazvoda (Slowenien), Nuno Oliveira (Portugal), Brigitte Mang (Deutschland), Jens Spanjer (Deutschland), Michael Walker (Großbritannien) und Udo Woltering (Deutschland) gehören.
Weitere Informationen über den „Europäischen Gartenpreis“ und die Preisträger finden Sie auf der Webseite www.europeangardenaward.eu.