Der Altar der lutherischen Kirche Zemīte

Der Altar der lutherischen Kirche Zemīte. Foto: Ints Lūsis

Die Ausstellung sakraler Kunst im Stallgebäude von Schloss Rundāle befindet sich in einem Raum, der als Kapelle geweiht ist und in dem an bedeutenden kirchlichen Feiertagen Gottesdienste stattfinden. Das zentrale Objekt des Raumes ist ein für Lettland einzigartiger Altar im Manierismus Stil, der aus der lutherischen Kirche von Zemīte in das Museum gelangt ist.

Die Forscher vertreten unterschiedliche Meinungen über den Zeitpunkt der Erbauung des Steinbaus der lutherischen Kirche von Zemīte. Es ist bekannt, dass in den 80er Jahren des 16. Jh. der Gutsherr des Hofes Zemīte, Bartold von Buttlar, den Bau einer Kirche finanzierte. Es fehlen jedoch genaue Hinweise, ob es sich um eine Holzkirche oder den heutigen Steinbau handelte. Im Turm der Kirche befand sich damals eine Glocke, die nach Buttlars Auftrag 1585 gegossen worden war. Das bezeugt, dass der Bau der Kirche zu diesem Zeitpunkt beendet war. Ein weiterer möglicher Zeitraum für die Erbauung einer Steinkirche kann in den 40er und 50er Jahre des 17. Jh. datieren, als in der Gemeinde ein Pfarrer dauerhaft tätig wurde und der Manierismus Altar geschaffen wurde.

Lutherische Kirche Zemīte. Foto: Leopolds Mārcis Kļaviņš, 20. Jahrhundert. 60er Jahre

Der Altar der lutherischen Kirche Zemīte war um 1650 in Ostpreußen, möglicherweise in der Werkstatt des Königsberger Holzschnitzers Joachim Pfaff in Zusammenarbeit mit dem Maler Georg Krebs gefertigt worden. Im 19. Jh. war der Altar in einem hellgrauen Farbton mit in Bronze hervorgehobenen Details im Sinne der Ästhetik jener Zeit überstrichen worden.  Im zweiten Viertel des 19. Jh. wurde das Altarretabel in eine neue, durch Säulen gestützte Konstruktion eingebaut, 1933 wurde in diese ein Altargemälde eingesetzt, das den Altar des 17. Jh. vollständig verdeckte. In den 60er Jahren des 20. Jh., als Mitarbeiter des Schlossmuseums Rundāle die Kirche in Zemīte besuchten, wurde der Altar des Manierismus zu einer bewundernswerten Entdeckung.

Altar in der Zemīte-Kirche. Foto: Imants Lancmanis, Leopolds Mārcis Kļaviņš, 20. Jahrhundert. 60er Jahre
Der Altar vor der Restaurierung.  Foto: Gunārs Grīnfelds, 2013
Innenansicht der lutherischen Kirche von Zemīte.  Foto: Imants Lancmanis, Leopolds Mārcis Kļaviņš, 20. Jahrhundert. 60er Jahre

Das Kirchengebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt; danach versuchte die Gemeinde, die Kirche wieder aufzubauen, 1963 jedoch wurde die Gemeinde aufgelöst und die Einrichtung des Gotteshauses war gefährdet. Deshalb kam 1965 der ältere Altar der Kirche zusammen mit mehreren Einrichtungsgegenständen in die Sammlung des Heimat- und Kunstmuseums Bauska. Das Schlossmuseum Rundāle war zu dieser Zeit eine Filiale jenes Museums. Die Kirche stand lange verlassen, mit undichtem Dach und eingebrochenen Decken, die Orgel und die Kirchenbänke verschwanden, nur das neue Retabel des Altars blieb erhalten. 1989 nahm die staatliche Kulturstiftung Lettlands die Kirche in ihre Obhut und finanzierte die Erneuerung des Daches und des Kirchturmes. Die Kanzel kehrte in das Gotteshaus zurück, auch der im zweiten Viertel des 19. Jh. gefertigte Altar wurde wieder hergerichtet, wodurch der alte Altar nicht benötigt wurde und im Schlossmuseum Rundāle blieb. 1993 fand der erste Gottesdienst in der renovierten Kirche von Zemīte statt.

Lutherische Kirche von Zemīte. Foto: Ints Lūsis, 2018
Innenansicht der lutherischen Kirche von Zemīte. Foto: Ints Lūsis, 2018

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In den Jahren 2016 und 2017 wurde der Altar restauriert, die Farbe entfernt. Der Altar erhielt seine ursprüngliche, für den Manierismus typische leuchtende Färbung zurück. Der Restaurierungsprozess, an dem 12 Restauratoren beteiligt waren, war langwierig und sehr umfangreich.[1]

Auf lettischem Gebiet ist eine vergleichsweise geringe Anzahl an Musterbeispielen des Manierismus erhalten, daher ist der Altar der Kirche von Zemīte als einzigartig anzusehen. Im Manierismus gefertigte Altäre sind nur in einigen wenigen lettischen Kirchen zu finden – zum Beispiel in der lutherischen Gotteshäusern von Jaunpils, Zlēka, Ēdole und Jamaiķi (Klostere).

 

In der Zeit, in der der Altar der Kirche von Zemīte entstand, war es üblich, berühmte Malereien als Radierungen zu reproduzieren. Mit Hilfe der graphischen Werke verbreiteten sich jene Musterbeispiele auf größerem Gebiet, und Holzschnitzer verwendeten sie als Vorlagen. Ein Beispiel jener Praxis ist auch beim Altar der Kirche von Zemīte zu sehen. So ist die zentrale Komposition des Retabels, ´Die Heilige Familie´ von einer Radierung von Lucas Kilian (1579–1637) aus dem Jahre 1605 inspiriert, die ihrerseits nach einem Gemälde des niederländischen Künstlers Bartholomäus Spranger, 1546–1611 entstanden war.

 

Zierschnitzereien des Altars

Bei der Fertigung des Altars der lutherischen Kirche in Zemīte wurden für den Manierismus typische Motive wie Windungen von Gehörknöchelchen, Rollwerk, Schneckenhäuser und Akanthus sowie Maskaronen verwendet.

Die Verschnörkelung von Formen und der Hang, mit der Deformierung des menschlichen Körpers zu überraschen, die Dynamik von Kompositionen und die Leuchtkraft von Farben charakterisiert die Bildhauerei des Manierismus. Die Ornamente des Manierismus betonen das Bizarre und das Unheimliche.

In der Zeit des Manierismus, als der Altar der lutherischen Kirche von Zemīte entstand, wurde eine besondere Technik zum Anstreichen der Einrichtungsgegenstände verwendet. Die hölzerne Oberfläche wurde mit einer Grundierungsschicht bedeckt, darauf wurde eine rote Polimentschicht aufgetragen (eine Grundierung mit besonderer Zusammensetzung für Vergoldungen oder Versilberungen), darauf legte man Blattgold oder – silber, das dann mit farbigen, leuchtenden, lasierenden Lacken gestrichen wurde. So erhielt die Färbung einen besonderen Glanz.

 

Relief “Die Heilige Familie”

Auf der zentralen Tafel des Altars ist eine Komposition der Heiligen Familie abgebildet – Joseph, Maria und Jesus. Neben Jesus, mit dem Rücken zum Betrachter, ist Johannes der Täufer zu sehen. Darauf, dass es sich tatsächlich um diesen handelt, verweist das Lamm – in der Sakralkunst der Begleiter des Johannes des Täufers, insbesondere dort, wo Johannes als Kind zu sehen ist. Das Lamm ist das Symbol Christi, und Johannes der Täufer nannte Jesus, als er ihn traf, Lamm Gottes (Evangelium des Johannes, 1:29, 1:36). 

Um die Komposition noch feierlicher zu gestalten, wurden auch zwei musizierende Engel mit aufgenommen.

Relief “Die Heilige Familie”. Foto: Rundāles pils muzejs, 2017. gads
Relief “Die Heilige Familie”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Relief “Musizierende Engel”

Die zentrale Komposition des Altars – die Abbildung der Heiligen Familie – bereichert ein Ensemble musizierender Engel, das unter einem bestirnten Himmelszelt dargestellt ist. Hier sind Engel mit verschiedenen Instrumenten zu sehen.

Relief “Musizierende Engel”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Relief “Musizierende Engel”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Der Engel”

Engel sind äußerst beliebt in der sakralen Kunst. Auch über dem mittleren Relief des Altars der Kirche von Zemīte kann man zwei Engelfiguren entdecken.

Engel sind hochentwickelte geistliche Wesen und gehören zu der von Gott geschaffenen, mit unseren Augen nicht sichtbaren Welt. Im Altgriechischen bezeichnet das Wort ´angelos´ einen Boten, und das ist auch die Aufgabe der Engel, Gottes Willen zu erfüllen und zu verkündigen. 

Skulptur “Der Engel”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Der Engel”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Der Evangelist Markus”

Ein Evangelium ist die Botschaft vom Leben Jesu Christi und seiner Jünger. Das Matthäusevangelium, das in der Bibel das erste ist, das Markusevangelium und das Lukasevangelium werden als synoptisch bzw. ähnlich bezeichnet, denn diese drei beschreiben größtenteils die gleichen Ereignisse. Markus ist der Autor des zweiten Evangeliums. Er gehörte nicht zu den ersten Jüngern Christi, sondern ist ein Gehilfe des Apostels Petrus und hat das Evangelium mithilfe dessen, was er von Petrus gelernt und erfahren hatte, geschrieben.

Im Altar von Zemīte ist Markus mit einem Buch und einem Schreibgerät abgebildet, was darauf hindeutet, dass er ein Evangelium geschrieben hat. Der Löwe zu seinen Füßen hingegen symbolisiert sowohl Mut, als auch Christus Auferstehung und zugleich Christus als König. Im Markusevangelium sind Christus heldenhafte Taten hervorgehoben, so bezeugt der Löwe, dass Christus in die Welt kam, um das Böse, Sünden und Tod zu besiegen.

Skulptur “Der Evangelist Markus”. Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Der Evangelist Markus”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Der Evangelist Matthäus”

Matthäus war Zöllner und Steuereintreiber, der der Aufforderung Christi nachkam und ihm folgte, und er wurde einer seiner 12 Apostel. Matthäus war Augenzeuge vieler Ereignisse, die er in seiner Botschaft beschrieben hat. 

Die Skulptur des Matthäus im Altar von Zemīte sieht man mit einem Buch in der Hand und einer Schreibfeder, was darauf verweist, dass er der Autor eines Evangeliums ist.

Das Symbol des Matthäus ist der Mensch oder ein Engel, der gewöhnlich neben ihm abgebildet ist. 

Dies verweist auf die menschliche Natur Christi. Das Hauptthema dieses Evangeliums ist die Menschwerdung Christi und seine Ankunft, um Gottes Reich auf Erden zu gründen. Das Matthäusevangelium beginnt mit der Genealogie Jesu, um dessen menschliche Seite und adlige Herkunft zu bezeugen.

Neben der Matthäusskulptur im Altar von Zemīte gibt es keinen Engel. Da jedoch alle anderen Evangelisten mit den für sie typischen Symbolen abgebildet sind, kann man mit Sicherheit behaupten, dass es sich bei dieser Skulptur um Matthäus handelt. Davon zeugt auch eine Aufschrift auf dem Postament der Skulptur. 

Skulptur “Der Evangelist Matthäus”. Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Der Evangelist Matthäus”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Der Evangelist Lukas”

Der Evangelist Lukas war Arzt und hat sich gemeinsam mit dem Apostel Paulus auf eine Mission begeben, die der Verbreitung des Christentums diente. Die in seinem Evangelium beschriebene Information hatte er von Menschen erhalten, die die ersten und direkten Zeugen vom Erdenleben und der Auferstehung Christi waren.

Das Buch in Lukas Händen bezeugt, dass er der Autor eines Evangeliums ist. Das Symbol des Lukas ist der Stier, der hier zu dessen Füßen dargestellt ist. Der Stier ist im Christentum ein Opfertier. Im Lukasevangelium ist Christus betont als Lehrer, in unserem Verständnis als Gelehrter oder Priester dargestellt. Sein Evangelium beginnt und endet mit der Erwähnung eines Tempels, damit wird darauf verwiesen, wie bedeutend die Verwirklichung von Gottes Werk unter den Menschen ist.

Lukas betont die Opferung Christi zum Wohl der Menschen, da dieser durch seinen Tod die Menschen von der Sünde freigekauft hat. Daher ist der Stier das Symbol des Lukas.

Skulptur “Der Evangelist Lukas”. Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Der Evangelist Lukas”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Der Evangelist Johannes”

Das Johannesevangelium unterscheidet sich von den drei anderen sowohl durch sein Konzept als auch inhaltlich. In den ersten drei Evangelien wiederholt sich ein großer Teil der Lebensereignisse Christi, wogegen 90% dessen, was im Johannesevangelium beschrieben ist, in keinem anderen Bibeltext zu finden ist.

Johannes war Fischer, der, von Christus berufen, zu dessen Jünger wurde.

Diese Skulptur stellt Johannes mit einem Buch und einem Schreibgerät in den Händen dar, ein Zeichen, dass es sich um den Schreiber eines Evangeliums handelt. Der Adler zu Füßen des Johannes symbolisiert den Himmel, das Himmelreich und den Heiligen Geist. Im Johannesevangelium wird der göttliche Wesenszug Christi betont. Johannes wollte andere davon überzeugen, dass Jesus der Christus ist und Gottes Sohn. Szenen aus dem Leben Jesu sind in jenem Evangelium gerade mit diesem Ziel ausgewählt und angeordnet. 

Skulptur “Der Evangelist Johannes”. Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Der Evangelist Johannes”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Salvator mundi”

Salvator mundi, der Erlöser der Welt, ist eine Form der Darstellung Christi. Seine rechte Hand ist im Ellbogen gebeugt und zwei Finger weisen mit segnender Geste nach oben.

In der linken Hand hält Christus eine Kugel mit Kreuz. Die Kugel ist zugleich ein Symbol der Macht und auch der Erdkugel. Das Kreuz steht für Christus Herrschaft über diese. Die Geste der rechten Hand und die Weltkugel in der linken weisen gemeinsam darauf hin, dass das Weltall von Unglücken, dem Bösen und dem Dunkel bewahrt wird.

Skulptur “Salvator mundi”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Salvator mundi”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Der Apostel Paulus”

Der Apostel Paulus lebte in der ersten Hälfte des 1. Jh. unserer Zeitrechnung und war ein Gegner des Christentums bis zum Zeitpunkt, als er eine Offenbarung empfing. Er bekehrte sich zum Christentum und wurde ein glühender Verkünder Jesu Christi.

Seine Attribute sind ein Schwert und ein geöffnetes Buch. Das Buch verweist auf Paulus als Apostel, also als Überbringer des Evangeliums, das Schwert auf die Waffe, durch die er den Märtyrertod erlitten hatte, er war durch das Schwert enthauptet worden. In der Sakralkunst werden Märtyrer oft gemeinsam mit den Attributen oder Waffen, die auf die Art ihrer Tötung hinweisen, dargestellt.

Der Apostel Paulus wird nicht selten gemeinsam mit dem Apostel Petrus dargestellt, denn sie lebten beide im gleichen Zeitraum und haben beide eine wesentliche Bedeutung für die Verbreitung des Christentums.

Skulptur “Der Apostel Paulus”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Der Apostel Paulus”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Der Apostel Petrus”

Der Apostel Petrus war einer der Jünger Christi. Sein Name war Simon, aber Jesus nannte ihn Petrus, von griechisch ´Petros´, der Fels.

Dem Apostel Petrus vertraute Christus die Sorge um die Kirche auf Erden sowie die Schlüssel zum Himmelreich an. ´Ich sage dir: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche erbauen, und die Tore der Hölle werden sie nicht bezwingen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben. Das, was du auf Erden bindest, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden löst, wird auch im Himmel gelöst sein.´ (Matthäus 16:18-19)

Daher wird Petrus üblicherweise mit einem Schlüssel in der Hand dargestellt. Ein weiteres Attribut ist ein Buch, denn er ist ein Apostel, ein Übermittler des Evangeliums. Petrus war der erste Bischof von Rom und der erste Papst der römisch-katholischen Kirche.

Skulptur “Der Apostel Petrus”.  Foto: Ints Lūsis
Skulptur “Der Apostel Petrus”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Gottesmutter”

Altāra augšdaļā redzamā kompozīcija attēlo Golgātu – tās centrā ir krustā sistais Jēzus, pie viņa kājām atveidota Marija Magdalēna. Kreisajā pusē uz altāra dzegas novietota Dievmātes skulptūra.

Mākslā Golgātas ainā bieži ietver arī apustuli Jāni, bet no Zemītes altāra šī skulptūra ir zudusi. Minētās trīs personas tiek atveidotas, jo Jāņa evaņģēlijs vēsta, ka tās atradušās pie krustā sistā Jēzus. (Jāņa 19:25–26)

Skulptur “Gottesmutter”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Gottesmutter”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kruzifix

Jesus Christus wurde am Ende seines Lebens ans Kreuz geschlagen und in der Sakralkunst ist diese Szene oft dargestellt. Das Kruzifix ist die Krone der gesamten Komposition des Altars der lutherischen Kirche von Zemīte und Bestandteil der Golgatha-Szene, zu der auch die skulpturalen Abbildungen der Gottesmutter und der Maria Magdalena gehören.

Kruzifix.  Foto: Ints Lūsis
Kruzifix

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skulptur “Maria Magdalena”

Im zweiten Viertel des 19. Jh. wurde das Altarretabel der lutherischen Kirche von Zemīte in eine neue Konstruktion eingebaut, daher wurde das Kruzifix verkürzt und die Skulptur der Maria Magdalena wurde auf den höheren Vorsprung des Altars gestellt. Einer Golgatha Komposition entsprechend, hatte sich an dieser Stelle höchstwahrscheinlich eine Skulptur des Apostels Johannes befunden, die jedoch nicht erhalten ist.

Während der Restaurierung wurde bei Forschungen festgestellt, dass Maria Magdalena dargestellt war, wie sie das Kreuz umarmte. So wurde sie auch jetzt positioniert.

Skulptur “Maria Magdalena”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Skulptur “Maria Magdalena”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gemälde “Heiliges Abendmahl”

Da er wusste, dass er festgenommen und am Kreuze sterben werde, versammelte Jesus seine 12 Jünger zum Pessach Mahl (Pessach – für die Juden das Fest des Überschreitens, nach der Auferstehung Jesu Christi wurde es für die Christen zum Osterfest). An diesem Abend sagte er seinen Jüngern auch, dass einer unter ihnen Christus verraten werde. “Während des Mahls nahm Jesus das Brot, segnete es, brach es und reichte es den Jüngern und sagte: ´Nehmt und esst; das ist mein Leib´. Dann nahm er den Kelch, dankte, gab ihn den Jüngern und sagte: ´Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden´.” (Matthäus 26: 26-28)

Jenes symbolische Ritual wird in Gottesdiensten (in der Liturgie) christlicher Kirchen gefeiert, und Pastore und Priester zitieren dieses Fragment des Neuen Testamentes, wenn sie die Eucharistie feiern, während derer die Gläubigen Oblaten (Hostien) und bei besonderen Anlässen auch Wein empfangen.

In der Kunst wird die Abendmahlszene meist an einem Speisetisch abgebildet, an dem die Jünger mit Christus im Zentrum sitzen. Das ist auch bei dem Altar von Zemīte der Fall.

Gemälde “Heiliges Abendmahl”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Gemälde “Heiliges Abendmahl”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gemälde “Jesus im Garten Gethsemane”

Nach dem gemeinsamen Abendmahl begab sich Christus mit seinen Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes nach Gethsemane.  Dort ermahnte Christus sie, sie sollten wach bleiben, und entfernte sich ein wenig, um zu Gott zu beten. Als er zurückkam, sah er, dass die Jünger eingeschlafen waren, und sagte ihnen noch einmal, sie sollten wach bleiben, er selbst entfernte sich zum Gebet. Dies geschah noch einmal. Danach verkündete Christus seinen Jüngern, dass die Zeit gekommen sei, dass er in die Hände der Sünder übergeben werde. Da erschien sein Jünger Judas, der ihn verriet, zusammen mit anderen, und Christus wurde festgenommen. (Markus 14:32–46, Matthäus 26:36–50, Lukas 22:39–48)

Im Altar der lutherischen Kirche von Zemīte ist auf einem kleinen Gemälde eine Szene mit drei schlafenden Jüngern im Vordergrund und dem betenden Jesus im Hintergrund zu sehen.

Gemälde “Jesus im Garten Gethsemane”. Foto: Ints Lūsis, 2023
Gemälde “Jesus im Garten Gethsemane”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gemälde “Maria Magdalena mit Aposteln”

Der Inhalt dieses Gemäldes ist nicht sicher bekannt, aber da die Gemälde und Skulpturen des Altars der lutherischen Kirche von Zemīte Personen aus dem Leben Christi darstellen, kann angenommen werden, dass es sich um Maria Magdalena und Apostel handelt.

Als Jesus am Kreuz gestorben war, wurde er in ein Grab gelegt und davor ein großer Stein gewälzt. Nach zwei Tagen begab sich Maria Magdalena zum Grab und sieht, dass der Stein weggewälzt und Jesus verschwunden ist. Mit dieser Nachricht eilt sie zu den Aposteln Petrus und Johannes (Johannes 20:1-4)

Auf dem Gemälde sind zwei männliche Figuren abgebildet, wahrscheinlich Apostel, und vor ihnen Maria Magdalena auf Knien. Im Hintergrund ist ein Objekt zu sehen, das ein Grab ohne Abdeckung sein könnte, daher die Vermutung, dass auf dem Gemälde genau die beschriebene Begebenheit dargestellt sein könnte. 

Während der Restauration wurde festgestellt, dass beim Malen des Himmel das Berliner Blau Pigment verwendet worden ist, dies verweist darauf, dass das Gemälde entweder erst im 18. Jh. entstanden oder in dieser Zeit stark aufgebessert worden war.

Gemälde “Maria Magdalena mit Aposteln”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Gemälde “Maria Magdalena mit Aposteln”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gemälde “Blumenvase”

Den Altar schmücken Skulpturen, Schnitzereien und Malereien. Dort sind nicht nur Szenen aus dem Leben Jesu Christi zu sehen, sondern auch zwei dekorative Vasen mit Blumen. Diese beiden Gemälde passen stilistisch nicht in die Entstehungszeit des Altars. Während der Restauration erbrachten Forschungen, dass die Blumenvase auf der linken Seite über die Überreste einer früheren Malerei gemalt sind, wohingegen auf der rechten Seite kein Original erhalten ist.

Gemälde “Blumenvase”.  Foto: Ints Lūsis, 2023
Gemälde “Blumenvase”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Altar der lutherischen Kirche von Zemīte ist ein bedeutendes Beispiel eines Kunstwerkes aus der Zeit des Manierismus, darum ist das Schlossmuseum Rundāle stolz darauf, dass es gelungen ist, den Altar vom Verfall zu bewahren und in seiner ursprünglichen Pracht zu erneuern.

[1] Das Restaurierungsprojekt koordinierte die Leiterin der Abteilung für wissenschaftliche Restaurierungen des Schlossmuseums Rundāle Aina Balode. Die praktischen Restaurierungsarbeiten leitete die Restauratorin für polychrome Holzobjekte und Vergoldungen Ilga Galviņa unter Beteiligung weiterer Spezialisten: den Restauratoren von Holzschnitzereien Vilnis Līdaks, die Restauratorin von Standmalereien Zita Sokolova, die Restauratorin monumentaler Malereien Inese Mežkaze, die Restauratoren polychromer Holzobjekte Laura Matilde Ikerte, Uldis Skanis, Elza Lapiņu, Kristīne Ahmanova, die Restauratorin Indra Liepa und Restaurationslehrlinge Edvīns Balodis, Jānis Balodis und Renāte Zelma Ripa. Die chemische Analyse der Farben erstellte Indra Tundra, den Restaurationsprozess fotografierte Ints Lūsis. 

 

Text: Anita Bistere
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Sammlungen und Forschung des Schlossmuseums Rundāle.

19.02.1025.

20.02.2025

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