Das Appartement der Herzogin nimmt einen Teil der Räume im Westflügel des Schlosses ein. Eine dekorative Ausstattung war nur in zwei Räumen vorgesehen. Für die Pracht in anderen Räumen sorgen die Tapeten aus Seidenstoff.
Der Boudoir der Herzogin ist einer der letzten Räume, die Johann Michael Graff im Schloss Rundāle bis Juli 1768 vollendete. Er hat hier ein Stuckofen und eine originelle Diwannische in der Gestalt einer Muschel geschaffen, wo ein zweiteiliges Sofa, das sog. duchesse brisée (fr. ‘die gebrochene Herzogin’) steht. Auf den Stühlen kann man eine sehr gut erhaltene Stickerei im Kreuzstich (Anfang des 18. Jh.) sehen. Die Gemälde dieses Raumes bringen programmatisch die Frömmigkeit der Herzogin zum Ausdruck.
Der prächtigste Ausstattungsgegenstand des Schlafzimmers der Herzogin ist das Paradebett. Als Vorlage für dieses Bett diente ein Kupferstich von François de Couvilliés, der am bayrischen Hofe tätig war. Der französische Nachtschrank im Rokoko-Stil enthält einen damals sehr wichtigen Hygiene-Gegenstand der Damen – einen ovalen Nachttopf mit einem speziellen Namen Bourdaloue. Zwei Geheimtüren, die hinter den Wandtapeten verborgen sind, führen ins Toilettenkabinett und in den Gang für Bedienstete.
Die Herzogin konnte ihre Gäste im Salon empfangen, der mit Gemälden holländischer und deutscher Maler des Barocks geschmückt ist. Autor der Gruppe der Rokoko-Sitzmöbel ist der französische Meister Leonard Beauveau. Auch hier kann man deutsche Duftvasen aus Porzellan besichtigen.
Das Toilettenkabinett der Herzogin zählt zu den kleinsten im Schloss, dazu ist es recht niedrig, weil darüber ein kleines Zimmer für die Bedienstete ausgebaut war. Die Wände bedecken intarsierte Holzpaneele; die Decke ist als ein vergoldeter Treillage-Pavillon gestaltet. Dieser Raum wurde 1934 zerstört, als hier das Kabinett des Schuldirektors eingerichtet wurde. Nach alten Aufnahmen gelang es, den Deckendekor wiederherzustellen, die Wandtäfelunge aber wurde anhand einiger erhalten gebliebener Fragmente restauriert. Die Einrichtung mit Nachttisch, Nachttopf, Topfstuhl und Bidet zeigt die Möglichkeiten und Anforderungen an die Hygiene des 18. Jahrhunderts.
Ein süddeutscher Schreibschrank im Rokokostil lässt die Funktion des Schreibkabinetts der Herzogin erkennen. In diesem Raum sind deutsche Duftvasen ausgestellt – im Glasschrank Produkte aus Meißen, Wien und Berlin, auf den Möbeln deutsche Fayence-Duftvasen, darunter drei Potpourris aus der Manufaktur in Magdeburg.
Die ehemalige Garderobe der Herzogin leitet zur Zimmerflucht der Westseite. Hier sind alle bekannten Bildnisse der Herzogin Benigna Gottlieb ausgestellt. Im Glasschrank ist ein Teil der in den Gemächern der Herzogin platzierten Duftvasen, den sogenannten Potpourrivasen, ausgestellt – Werke der englischen Manufakturen von Chelsea, Bow und Derby.
Vom Paradetreppenhaus der Westseite kommend, gelangt man zuerst in einen Vorraum zum Appartement der Herzogin, wo die Bildnisse der Familie von Biron und deren Ahnentafel gezeigt werden. Hier sind Gedenkgegenstände ausgestellt, die mit den Birons verbunden sind, auch eine 1738 in Moskau gewebte Damastserviette mit dem Wappen des Herzogs Ernst Johann, ein silberner Pokal, in dem die von Herzog Peter 1780 herausgegebenen Silbertaler verarbeitet sind, und Miniaturen, die die Herzoginnen Benigna Gottlieb und Dorothea von Kurland darstellen.
Parallel zum Appartement der Herzogin befand sich eine Reihe von Räumen mit Ausblick zum Hof, die im 18. Jahrhundert von der Herzogin für private Zwecke genutzt wurden. Hier, so vermutet man, haben sich die Hofdamen aufgehalten. Heute sind hier thematische Ausstellungen eingerichtet.
05.05.2021